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Montag, 11. Januar 2016

Die Kirche ist nur Gottes Ferienhaus!

Als Mutter von 7 Kindern erlebst Du stets etwas Neues und noch nie da gewesenenes. Du glaubst die kleineren Zwerge können nichts mehr bringen, was die größeren Zwerge noch nicht gebracht hätten, Du wiegst Dich in völliger Sicherheit und dann? Ja dann, ...ZACK... würgen sie Dir etwas Neues und noch nicht Dagewesenes rein.



Da stehe ich heute also mit unserem Sohn vor dem Freiburger Münster, genauer im Eingang des Münsters. Bewundernde Blicke der Kinder ob der Pracht im Eingang Glockenturm. Ja, ich bin auch jedes Mal aufs neue fasziniert wenn ich es sehe. Unvorstellbar, das es Menschenhand ohne Technik und Elektro Schnick-schnack erschaffen hat. Nix PC und dadurch präzise berechnete Statik, nein, gab es seinerzeit noch nicht. Es beeindruckt mich immer wieder aufs Neue insbesondere in Anbetracht der Tatsache das heutzutage viele Menschen keinen einfachen Dreisatz oder 10% von 10 Euro ausrechnen können.
Und da sage noch jemand, der Mensch war früher primitiv und dumm. Ich glaube eher es ist umgekehrt.

Sicher sie standen nicht permanent unter der Dusche, aber sie quälten sich um Umkehrschluß auch nicht mit Neurodermitis und anderen hausgemachten Allergien herum. Sie kannten Bäume, Blumen, Kräuter und Gräser mit Namen, heute wissen die meisten nicht wo Kartoffeln wachsen, außer im Glas im Supermarkt und Pilze in der Dose, in einer Plastikverpackung oder in der Tiefkühltheke des Supermarktes.
Sie ließen Kinder arbeiten, dafür lassen heute manche ihre Kinder in einem der reichsten Länder der Erde Kleinkinder verhungern, kümmern sich nicht um sie, lassen sie einfach einmal allein zu Hause, schieben sie vor Spielkonsole und Fernseher ab, misshandeln und missbrauchen sie, verbieten ihnen das Spielen und das normale Lärmen, stopfen sie mit Ritalin zu weil sie am Eßtisch kippeln oder speisen sie mit Geld und materiellen Dingen ab, hauptsache sie geben Ruhe. Ist das letztlich denn besser?
Erst im Januar 2011 mußte ein Gericht entscheiden "Kinderlärm ist ab dem 1. Januar kein Lärm mehr!" Das Tierschutzgesetz behandelt Menschen die sich an einem Tier schuldig gemacht haben, härter und auch schon weitaus länger, als diejenigen die sich an einem Kind auf gleiche Art und Weise versündigten! Die Strafe für eine Raubkopie ist höher als die Strafe für Kindesmißbrauch und -mißhandlung. Sind wir wirklich besser und weniger primitiv? Steht nicht auch bei uns auch heute noch das Wohl des sog. Vieh über das Wohl der  Kinder? Wie viele Kinder sind heute gezwungen, einen Schülerjob anzunehmen, weil ihre Eltern ihnen beim besten Willen nicht das kaufen können, was sie gerne hätten? Und oft ist es auch so, das diese Kinder sich von diesem Schülerjob ihre Schulmaterialien, Kleidung, ihre Klassenfahrt bezuschussen, weil die Eltern dieses einfach nicht erbringen können, insbesondere in Geringverdiener Familien, wo das Gehalt gerade so hoch ist, das sie von allen Förderungen abgeschnitten sind, aber so niedrig ist, das sie am sozialen Leben dennoch nicht teilnehmen können, obwohl sie schuften und sich dumm arbeiten, aber niemals auf einen grünen Zweig kommen.
Sind wir wirklich eine bessere Gesellschaft als die mittelalterliche, als sich das ganze Dorf in die Erziehung einmischte und auch die Eltern unterstützte? Als die Mitbürger sich noch den Kindern und den sozial Schwächeren gegenüber verantwortlich fühlten? Sie mögen nicht lesen gekonnt haben, aber miteinander leben das konnten sie. Natürlich kam es zu Verbrennungen und Kreuzigungen, aber ist das heute wirklich anders? Und ist die heutige Art der Kreuzigung nicht viel grausamer? Damals wurde man ans Kreuz geschlagen oder verbrannt, aber danach war es endgültig vorbei. Heutzutage dauern öffentliche Kreuzigungen oft ein ganzes Leben. Wer nicht dem Einheitsbrei entspricht wird ausgegrenzt, ignoriert, gedemütigt, gemobt und bekommt keinen Zugang zur Gesellschaft, er wird bewusst ausgegrenzt und isoliert. Ist das wirklich besser? Ist diese Art der Kreuzigung nicht die viel perversere Variante als die mittelalterliche?

Wenn jemand nicht dem Status Quo entspricht, dann gehört er nicht dazu, seine Kinder, Enkel und weitere Nachfahren auch auf weite Sicht nicht, außer er zieht weit fort aus dem Heimatdorf, aber dort war er der Fremde und auch seine Kinder und Kindeskinder.

Ich persönlich war immer dankbar, das mein Großvater kein Alkoholiker, Fauler, Gauner oder oder oder war sondern ein angesehener und rechtschaffender Mann, dessen Leben von harter Arbeit gekennzeichnet war. So hatten weder meine Eltern noch ich noch meine Kinder mit diesem Makel zu leben.
Natürlich war das auch mit der Last verbunden, selbst mindestens ebenfalls so rechtschaffend zu sein, allein schon um den Namen keine Schande zu bereiten.
Ist die heutige Gesellschaft also wirklich besser? Nein, das ist sie nicht, auch nach 2000 Jahren haben sie nicht begriffen das man einen Menschen nicht einfach ans Kreuz nageln darf, nur weil einem irgendetwas nicht an ihm paßt. Ich nehme mich dort auch nicht raus, auf gar keinen Fall, dafür bin ich zu sehr Mensch und Kind meiner Zeit gewesen.
Meine Kinder sind da anders, sie reichen nach unten und kümmern sich um die die vom Status her gesehen unter ihnen stehen, wobei ich meine jeder Mensch hat die gleiche Wertigkeit wie ein anderer. Meine Kinder spielen mit Kindern von Leuten die so gar nicht der Norm entsprechen und allgemein als schlechte Gesellschaft bezeichnet werden. Es ist ihnen erlaubt, mir war es damals nicht erlaubt. Aber seien wir doch einmal ehrlich, ist es die Schuld der Kinder das ihre Eltern Drogen nahmen, sich betranken, ihre Mütter 30 verschiedene Männer und 6 Kinder mit mindestens eben sovielen Männern hat, die Eltern im Müll und Dreck leben? Sollte man nicht gerade diese Kinder zu sich holen, statt seinen Kindern zu verbieten mit ihnen zu spielen? Sollte man nicht soviel Vertrauen in seine eigene Erziehung haben, das man seinen Kindern mit freien Gewissen mit diesen sog. "Schmuddelkindern" spielen und Umgang erlaubt?
Alleine schon, damit diese Kinder auch die andere Seite sehen und vielleicht Gefallen in ihr findet? Damit die nächste Generation aus dem Schatten ihrer Eltern heraustreten kann, weil sie in ihrer Kindheit gesehen haben, es gibt auch ein anderes Leben??? Oder vielleicht damit die eigenen Kinder auch die andere sehen, kennenlernen und sich dagegen entscheiden?

Ich finde schon, auch wenn es verrückt klingt und vielleicht gelte ich damit als Rabenmutter, das ich meine Kinder diese Gefahren aussetze, aber mache ich das? Nein, denn meist sind meine Kinder hier bei uns mit ihren Freunden, ihre Freunde sind uns stets Willkommen, auch oder besonders am Essenstisch.
Dafür bin ich zu sehr Christ, als das ich diese Kinder ablehnen und ausgrenzen könnte. Das sollen die Pseudochristen machen, die sich die Füsse wund in die Kirchen laufen.Aber am Ende vergessen: Man wird nicht zum Christen, nur weil man in die Kirche geht, die Bibel liest, Psalme auswendig lernt, betet und mit dem Pastoren spricht. Ebensowenig wie wir zur Backware werden, wenn wir eine Bäckerei betreten, Backbücher lesen, Backrezepte im Kopf haben, backen und mit dem Bäcker sprechen. ;-)
Zum Christsein gehört schon bedeutend mehr. Was bringt all das Wissen, all diese Rituale, wenn man im Gegenzug die Grundwerte des Christentums in keinster Weise lebt und teilt? Welchen Nutzen, Vorzug oder Unterschied hat diese Religion dann gegenüber all den anderen? Was bringt es sich nur mit Gleichen zu umgeben, aber alles was nicht so ist wie man selbst und die Gruppe mit der man sich umgibt ausgrenzt, ignoriert und im schlimmsten Fall diskreditiert? Wenn ich höre jemand sagt, er sei Christ dann muß ich mir öfter einmal auf die Zunge zu beißen, um nicht zu fragen "Wie meinst Du das?" Oder wenn ich höre jemand sagt abwertend über jemand anderem "Der ist ganz schlimm christlich!" brennt es mir auf den Nägeln nachzuhaken "Meinst Du christlich im Sinne von Christus oder aber christlich im Sinne von ritualisiert oder religiös?"

Vielfach ist mir aufgefallen, dass Christ sein lediglich dazu dient sich von anderem, fremden und manchmal auch einfach nur neuem abzugrenzen, aber letztlich nicht "christlich" im Sinne von der eigentlichen Bedeutung meint. Wir sind ein christlich geprägtes Land, sagt man landläufig gern, wenn man im nächsten Moment erklärt bzw. kurz zuvor erklärt hat, das der Islam aber auch andere Glaubensgemeinschaften nicht zu Deutschland gehört.

Also wenn wir uns schon als christlich geprägtes Land bezeichnen, dann sollten wir vielleicht auch endlich damit beginnen, nicht nur davon geprägt und das Wissen darüber zu besitzen, sondern es zur Abwechslung auch einfach einmal zu leben.

Und damit wären wir auch wieder beim Eingangsthema, dem Münster in Freiburg, der zu Ehren Gottes und seines Sohnes Jesus erbaut wurde, selbstverständlich auch zu meinem 6. Kind, (Timm-Niclas, 5 Jahre) und seinem am Anfang erwähntes Zitat:

Zitat von Timmy beim Anblick des Freiburger Münsters:
"Das ist ein Ferienhaus, gell?"
Ich: "Was ist das?"
Timm-Niclas: "Von Gott und Jesus das Ferienhaus! Hier wohnt Gott, aber nur wenn er vom Gottsein Urlaub hat und Jesus fährt immer mit ihn in den Urlaub, weil er ja sein Kind ist und Kinder müssen immer mit ihren Eltern in den Urlaub fahren!"
Ich "Ach so und wo wohnen die denn sonst?"
Timm-Niclas stöhnt entnervt auf und verdreht die Augen: "Bei uns und bei all den anderen Leuten im Haus und oben im Himmel! Überall, nur im Urlaub nicht, dann wohnen die immer in Kirchen!"

Hmmmmm...klingt sehr logisch, was auch sonst?!

Jetzt wüßte ich allerdings gerne wie oft und lange Gott so im Jahr Urlaub macht! ;-)

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