Westlich der Ems liegt es - meine
Heimat das Rheiderland.
Das Rheiderland ist ein Landstrich in
Deutschland und den Niederlanden. Auf der deutschen Seite gehört es
zu Ostfriesland und liegt westlich der Ems. Und genau dort haben meine Familie und ich unsere Wurzeln.
Das Rheiderland besticht durch seine
Naturlandschaften. Es besteht zum größten aus Marschlandschaften
(Polder). Es ist genau so flach wie das restliche Ostfriesland,
jedoch ist die Baumbepflanzung hier deutlich geringer, so dass man
einen noch besseren Blick übers Land hat. Man hat hier also wirklich
einen Blick bis zum Horizont. Und ja - hier kann man tatsächlich
heute schon sehen wer morgen auf Besuch kommt.
![]() |
Hinterm Deich |
Die historische Flussmarsch zieht sich entlang der Ems, die bis zu minus 1,50 unter Normal Null liegt. Durch die damit verbundenen feuchten bis nassenWiesen, bietet sich hier der ideale Brutplatz für zahlreiche Wiesenvögel wie z.B. dem Kiebitz. Während des Vogelzuges finden sich hier zahlreiche Wildgänse ein (bis zu 120.000 Stück). Das Rheiderland wurde im Jahr 2000 von der EU als Vogelschutzgebiet ausgewiesen, aufgrund der Bedeutung die es für den internationalen Vogelzug hat. Insbesondere Gänse wie z.B. Blessgans, Nonnengans und Graugans machen hier gerne Rast bevor es weitergeht.
![]() |
Im Niemandsland, zwischen demnOrtsschildern von Bunde und Möhlenwarf |
![]() |
7 Eingeborene am Dollart und am Rand der Naturschutzgebietes |
![]() |
Weener |
So und nun weg von Spekulationen und zurück zu den Friesen! Als diese weg waren, bildete das Rheiderland, wie auch andere friesische Gebiete, ein eigenständiges reichsunmittelbares Territorium mit einer Ratsverfassung. Feudalherschaft war hier unbekannt. Eine frühe Form der Demokratie sozusagen. Hauptorte waren nach Überlieferung Weener und Hatzum.
Zunächst war das Rheiderland eher in Richtung der Ommelanden (Provinz Groningen) orientiert. Erst mit dem Einbruch des Dollarts (ab 1362), der viele und grosse Gebiete des Rheiderlandes unter Wasser setzte und damit eine natürliche Grenze zu den Ommelanden bildete, wandte sich Landesgemeinde stärker den friesischen Gebieten östlich der Ems zu. Mittels Einpolderungen wurden bis ins 20. Jhd. viele, ans Meer verloren gegangene, Gebiete zurückerobert. In jahrhunderlanger Landgewinnungen trotzten wir dem Meer vieles von dem ab was einmal dazugehört hat.
Wir hatten hier Häuptlinge statt
Fürsten. 1413 fiel es an die Häuptlingsfamilie tom Brook, dann an
Focko Ukena und später an die Familie Cirksena. Damit wurde das
Rheiderland ein Teil der ostfriesischen Grafschaft. Und sein
Schicksal war mit dessen verbunden. Bis 1600 war das Rheiderland
formell gesehen ein eigenständiges Land, jedoch unter der Herrschaft
der ostfriesischen Grafen. Später wurde es jedoch unwiderbringlich
an Ostfriesland angegliedert. Ein Häuptlingssitz war z.B. Bunderhee.
Dort steht das legendäre Steinhaus noch heute. Es ist eine
Häuptlingsburg aus dem 15 Jh.(Schätzwert), denn bis ins 14 Jh.
durfte nach den Broekmer Willküren kein Friese ein Steinhaus über
12 m. Höhe bauen, sowie einen umgebenen Wassergraben errichten. Sie
besteht aus zwei Baukörpern: einem Turmhaus als Speicher- und
Schutzbau aus dem 14. Jahrhundert, einem westlich angelehnten
Wohnhaus aus dem frühen 15. oder 16. Jahrhundert.
1806 wurde das Rheiderland an dem
Dèpartment Occidale (Departement von Groningen) im Königreich
Holland, ein späterer Teil des Kaiserreiches Frankreich zugeschlagen
und damit vom restlichem Ostfriesland getrennt. Das restliche
Ostfriesland wurde später zum Dèpartment Orrientale. Als Napoleon
gestürzt wurde, wurde das Rheiderland wieder mit Ostfriesland
vereint. Wir wurden also grossbritanisch-hannoveranisch und
später dann preussisch. Nach dem 2. Weltkrieg erhoben die
Niederländer Ansprüche auf das Rheiderland - es war
anscheinend historisch wohl von hoher Bedeutung für sie. Dieses
wurde jedoch von den Besatzungs/Siegermächten abgelehnt. Nicht zuletzt aus dem
Grund weil die Bevölkerung hierzulande den Aufstand probte und sich
mit aller Macht zur Wehr setzte an die Niederlanden angegliedert zu
werden. Besonders die Bunder zeigten hier in
besonderer und ausdrücklicher Weise kräftigen Widerstand.
![]() |
Rapsfelder & Windkraft - alles zur Energiegewinnung! Heerenlandweg |
Aber auch sie wurden seinerseit, ebenso wie die restlichen Ostfriesen mit äußerst brutaler Gewalt christianisiert oder missioniert. Wieder und wieder setzte man sich gegen den Zwang einen neuen Glauben anzunehmen zur Wehr. Mal mehr mal weniger erfolgreich, am Ende gewann bekanntlich die andere Seite und die Ostfriesen wie auch die Rheiderländer wurden letztlich auch zwangsmissioniert, so wie viele vor ihnen schon. Als sie der Übermacht aus Franken, Karl dem Großen, der mehr und mehr gut ausgestattete Truppen in diesen entlegenen und äußerst widerspenstigen Teil schickte, um die Christianisierung in der damals bekannten Welt mit aller Macht durchzusetzen, egal was und wie viele Menschenleben aus auch immer kosten mochte, nicht länger gewachsen waren gaben sie ihre Götter auf und bekannten sich offensichtlich zum Christentum, jedoch künden auch heute noch Straßennamen von ihren alten Göttern bzw. tragen den Namen ihres höchsten Gottes.
![]() |
Blick auf Bunde, links die reformierte Kirche und rechts die Bunder Windmühle |
Der ostfriesische Wahlspruch: EALA FRYA
FRESENA (Auf, ihr freien Friesen) - Die Antwort darauf: LEVER DOOD AS
SLAAV (Lieber tot als Sklave)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen