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Dienstag, 2. Februar 2016

Walfisch Yoga und andere Verrücktheiten.....


Es gibt heutzutage ja ein gewaltiges Angebot an Kursen für zukünftige Mütter, gewordene Mütter, Mütter und Kinder, Väter und Kinder, Großeltern und Kinder, Kinder an sich, Kinder in Erwachsenen etc., von afrikanischem Trommeln über Extrem-Klöppeln bis hin zu rhythmisiertem Naturbasteln. Dies wird schon irgendeinen Sinn haben, oder?! Ich muss sagen, dass ich mit großem Genuss feststellte, dass sich mit steigender Kinderzahl das ganze Entertainment-Programm herunter reduzierte. 

Mein erster Griff in die Toilette war „Schwangeren-Yoga“ zum Ende der ersten Schwangerschaft. Also, im Gegensatz zu den euphorisch gestimmten, superfitten Supermuttis, die am Ende des 9. Monats noch problemlos den Berlin Marathon laufen und kurz nach der Geburt mit Zwillings- und Drillingskinderwagen losjoggen, war mein Zustand vergleichbar mit: gestrandeter Wal. Ich war ein Non-Free-Willy der sich sehr darüber gefreut hätte, wenn ihm im Bus einmal jemand den Platz angeboten hätte. HÄTTE....aber hey, okay wir sind hier in Deutschland, wer Kinder hat, ist selbst dran schuld, am besten lernt man es noch in der Schwangerschaft das sie ein gesellschaftlich anerkanntes reines Privatvergnügen und Luxusgut darstellen, von dem ausschließlich die Eltern, aber sonst niemand profitieren kann und sich Profit verspricht. *Muahaha*
Aber gut, auf busfahrende Wale trifft man auch in der freien Wildbahn selten einmal. Alternativ versucht man sich eben mit „Schwangeren-Yoga“ wieder halbwegs fit zu bekommen. Ich quälte mich also wie gesagt zum Wal-Yoga. Das Fazit das ich daraus zog: Es hat schon seinen Grund, warum wir bislang noch keinen Wal beim Yoga beobachten konnten.

Es folgten noch weitere Schwangerschaften: Diese bewahrten mich, durch die schon vorhandenen Kinder, vor weiteren Unsinn dieser Art. Zu weiteren Selbstversuchen war ich am Abend oft schlichtweg zu platt. Vorsichtsmaßnahmen wie „keine schweren Sachen heben“ wurden weiter eingehalten, 20 Kilo schwere KINDER und Wäschekörbe fallen ja nicht darunter. 

Louie, Kind Nr. 1, kam noch in den Genuss von „Baby-Schwimmen“, d.h. er wurde mit Mamas und Papas und anderen Kinder mit fröhlicher und teurer Rundumbespaßung pädagogisch wertvoll ans Wasser gewöhnt. Die weiteren Kind wurden von uns einfach ins Wasser geschmissen, wenn wir es denn  schafften, ins Schwimmbad oder zu einem Badesee zu fahren, was in etwa dem organisatorischen Aufwand eines mindestens dreiwöchigen Fuertaventura Urlaubs bei einem Single entspricht. Ohne Grund bauten wir während der Schwangerschaft von Kind vier nicht den L7,37m x B 3,60m x T 1,20m Pool im Garten, den ich selbst in all den Jahren aufgrund eines akuten Zeitmangels nur wenige Male genutzt habe, nachts um 2 Uhr mag auch ich nicht mehr schwimmen.

Es ist wahr, beim ersten Kind probiert man allen Kappes aus, die weiteren Kind dürfen sich dann freuen, dass den Eltern der ganze Unfug bereits ausgetrieben wurde. Als nächstes kommt das „Kinderturnen!“ Teilnehmendes Kind Louie konnte sich allerdings meist sehr beherrschen, Begleitzwerg Mary war stattdessen kaum zu bremsen, so dass das Ganze eigentlich eher in die Kategorie Mamasport „Kleinkindeinfangen“ einzuordnen ist und darum seine Berechtigung findet. Ich sauste, ich rannte, ich kletterte, ich trug, ich sang, ich spielte. Kinderturn-Kind Louie saß derweil auf der Turnbank und quittiert meinen Einsatz mit gehobenen Daumen und dem Satz "Du machst das wirklich schon ganz toll, Mama!" ....URGHS....

Das Ganze nahm dann zum Glück ein Ende, als ich zum dritten Mal schwanger war (Non-Yoga-Whale).
 

Dann war es wieder soweit. Nach guten drei Jahren Abstinenz knickte ich wieder ein. Alle guten Eltern sind sich einig: Kinder müssen schwimmen lernen. Gutes schwimmen lernen und können, hat etwas für sich.
Der Köder: Die einmalige Chance eines Kurses der immerhin 2 meiner Kinder abdeckte – ansonsten sind sämtliche Angebote altersmäßig derart filigran aufgefächert, dass es nicht möglich ist, zwei Kinder im Abstand von drei Jahren gleichzeitig irgendwo unterzubringen (oder gar ein drittes - Drittkinder sind im deutschen System sowieso nie vorgesehen, daher vergessen wir das also einmal ganz schnell und begnügen uns mit dem Jackpot.)

Meinen beiden Wasser-begeisterten Kindern verkündete ich daher sehr stolz: „Ich habe Euch zum Schwimmkurs angemeldet!“ Kind 1 maulte sofort und erklärte kategorisch, dass er für derartige Angebote nicht offen sei und strikt ablehne. Kind 2 war freundlicherweise total euphorisch, während das unbetroffene Kind 3 einen frenetischen Jubeltanz anstimmte. Ich erklärte Kind 1, dass er dort hinmüsse, komme, was da wolle. BRODEL - BRODEL  "Sei doch froh, dass Du da hindarfst!!! Jedes andere Kind an Deiner Stelle wäre froh!"BRODEL - BRODEL

Ich fühlte mich auf der Stelle um mindestens zwei Jahrzehnte jünger, als ich erfuhr, dass beim Kurs „Badekappen“ strengste Pflicht seien. BADEKAPPEN!!! Das Wort gehörte dato schon lange nicht mehr zu meinem aktiven Wortschatz! Wo sollte ich solche Fossilien nur herbekommen? Museum??? Tagesexkursion zu einem exotischen Fachgeschäft für Extremsportler? Deutsche Olympiamannchaft??? Oh Mann, zum Glück gab es aber Ebay! Die Zeit wurde knapp, der Händler hatte Lieferprobleme - ich rang panisch die Hände. Aber zum Glück kamen sie dann doch noch rechtzeitig bei uns ein. HURRA - zwei Stunden vor Beginn des Kurses. Kind 1 erklärte sofort "Die setze ich nicht auf! Das sieht schwul aus!" Kind 2 war unterdessen nur schwer davon zu überzeugen, sie erst im Schwimmbad aufzusetzen. Ich ließ sie also - es hatte mich schon all meine Überzeugungskraft gekostet, sich erst im Schwimmbad ihrer Kleidung zu entledigen.
Nach dem ersten Mal Schwimmen hatte sich die Ausgangslage umgekehrt:
Der zuvor sehr maulige Sohn  war total euphorisch, die zuvor euphorische Tochter dagegen total panisch/ängstlich/entsetzt/....ach, keine Ahnung, wie es nennen soll....sie weigerte sich schlicht.
Das hochmotivierte Teilnehmerkind 3 musste brüsk in die Schranken gewiesen werden, bitte noch zwei Jahre auf der Bank sitzen! Ich musste ihm die Badekappe von Kind 1 aus seinem eisernen Griff zwingen. Letztendlich mit eisernem Griff auf dem Arm halten, um keinen Rettungseinsatz der anwesenden DLRG Mitglieder auszulösen.

Ich meine, schön, dass mein sonst – wahrscheinlich wegen der frühen Kinderversuche mit ihm – von Kursen eher abgeneigtes Kind  1 endlich den besten Kurs seines bisherigen Lebens gefunden hatte! Ich dagegenverfeinerte die Kunst des „mit Engelszungen Redens“ bezüglich Kind  2. Mir wuchsen fast Toffifees aus den Ohren!

Der Schwimmkurs war zum Glück bald darauf vorbei, doch das nächste Unheil drohte bereits am Horizont: Die Tochter, Kind 2 wollte in den Fußballverein, was der Sohn also das Kind 1 strikt ablehnte und komplett boykottierte. OH HILFE!!!

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