Das 6. Rülpsprojekt
Timmy hatte eine Zeit eine relativ nervtötende Angewohnheit aus dem Kindergarten mitgebracht (von uns hat er das definitiv nicht!): er hatte gelernt, ständig zu rülpsen. In Salven oder mit Abstand, laut und leise, je nach Wunsch und Situation. Also, man sagte etwas zu ihm: Timmy rülpste zur Antwort. Die Schwester benahm sich nicht devot genug: Timmy rülpste ihr direkt ins Gesicht. Bruder fällt über ihn her: Timmy rülpste in Dino-Lautstärke. Herummeckern hatte natürlich null Effekt, so weit war ich schon in meinem Erkenntnisprozess, pro forma probierte ich es trotzdem – aber wie gesagt…. Ignorieren wäre vermutlich der pädagogisch empfohlene Weg, aber ich empfand das so eklig und hatte einfach keinen Bock, vier Wochen lang die "Tüdü-lü-hier-rülpst-ja-keiner-Tour" zu fahren. Also entschied ich mich dieses Mal für einen anderen Weg:
„Timmy wusstest Du eigentlich schon, dass sich Kinder, die dauernd rülpsen, in Frösche verwandeln?“ (Wie kam ich nur auf diese hirnverbrannte Idee? Ehrlich? Keine Ahnung!) „Sie werden dann ganz grün und bekommen ganz kalte und schleimige Beine und können dann nur noch hüpfen. Dann müssen ihre Eltern sie an den Teich bringen, weil sie sonst austrocknen und sterben. In Karls Teich sind ganz viele Frösche, Timmy, hast Du die gesehen?“ Mit größter Genugtuung registrierte ich, wie Timmys Gesicht leicht die Farbe wechselte. „Das sind alles Kinder, die zu viel gerülpst haben!“ (Leute, was sollte ich denn machen? Zulassen das ihn andere ausschimpfen?). Interessant, interessant und das bei Timmy der normalerweise recht abgebrüht und nicht so leicht ins Bockshorn zu jagen ist, aber das saß anscheinend.
Sein Rülpsprojekt war jedenfalls für 24 Stunden unterbrochen.
Nächster Tag: RÜLPS. RÜLPS. RÜLPS. Wir wissen ja jetzt: Das sieht wirklich nicht gut aus für den armen Timmy! Ich schaute ihn mir mal genauer an.
"Oh mein Gott, sind das da etwa Saugnäpfe an Deinen Händen? Zeig mal her!" rief ich und griff nach seiner Hand. Intensiv betrachtete ich seine Hände, unsere Köpfe stoßen fast aneinander, denn es hat logischerweise auch sein Interesse entfacht "Echt? Nee, oder Mama? Zeig mal!" Ich konnte Entwarnung geben.
"Nein, es sah zum Glück nur so aus, sie sind nur dreckig!" Prüfend schaute ich ihn dann von oben bis unten an und fasse mir theatralisch ans Herz."Ach Du meine Güte was ist das denn? Deine Beine sind ja auch schon ganz grün! Oh nein, vom Po bis ganz nach unten zu den Schuhen!" Timmys Augen weiten sich ein klein wenig mehr, registrierte dann aber mit Erleichterung: „Mama, du brauchst keine Angst haben - das Grüne ist doch nur meine Hose.“
Mann, da haben wir ja echt noch einmal Glück gehabt. Timmy seufzt erleichtert und beruhigt auf. HÄ! HÄ! HÄ! Wieder 24 Stunden gewonnen…
Nächster Tag: Timmy rülpst. Ich erwähne lediglich das kleine Wörtchen "Frosch". Anders als erwartet hatte Timmy plötzlich Tränen in den Augen und fragte: „Stimmt das echt?" Ich muss jetzt selbst fast weinen. Oh Mann. MIST. Der Junge hat mir geglaubt - das macht normalerweise keines meiner Kinder. Das ging ja jetzt wirklich voll in die Hose. Ich fürchtete ich müsste auf der Stelle das System massiv runterfahren (vielleicht sollte ich in Zukunft einfach nur wieder sinnlos herum motzen?). Welcher Teufel hatte mich da nur geritten? Und das beim SECHSTEN (!!!) Kind....ich hätte es wirklich besser wissen können - nein - MÜSSEN
„Sind die Frösche im Teich wirklich alles KINDER?“, fragt er mit von Tränen nassen Augen. Seufz. Was ist da nur in mich gefahren? Der Schuss ging ja echt wieder einmal nach hinten los. „Und wenn ich dann ein Frosch bin – was DANN? Was machen wir beide denn DANN, Mama?! Kann ich dann nicht mehr bei Dir sein, Mama?! In einem Glas oder so?! Muss ich dann echt in den Teich?! Kann ich dann NIE NIEEEE NIEEEEEEEEEEEEMALS WIEDER zurück?“ HEUL. "Wer kuschelt denn dann mit mir?! Oder pustet wenn ich mir wehgetan habe?!" HEUL "Ich will aber bei dir bleiben!" HEUL. WELT BRICHT ZUSAMMEN. HEUL
Timmy hatte eine Zeit eine relativ nervtötende Angewohnheit aus dem Kindergarten mitgebracht (von uns hat er das definitiv nicht!): er hatte gelernt, ständig zu rülpsen. In Salven oder mit Abstand, laut und leise, je nach Wunsch und Situation. Also, man sagte etwas zu ihm: Timmy rülpste zur Antwort. Die Schwester benahm sich nicht devot genug: Timmy rülpste ihr direkt ins Gesicht. Bruder fällt über ihn her: Timmy rülpste in Dino-Lautstärke. Herummeckern hatte natürlich null Effekt, so weit war ich schon in meinem Erkenntnisprozess, pro forma probierte ich es trotzdem – aber wie gesagt…. Ignorieren wäre vermutlich der pädagogisch empfohlene Weg, aber ich empfand das so eklig und hatte einfach keinen Bock, vier Wochen lang die "Tüdü-lü-hier-rülpst-ja-keiner-Tour" zu fahren. Also entschied ich mich dieses Mal für einen anderen Weg:
„Timmy wusstest Du eigentlich schon, dass sich Kinder, die dauernd rülpsen, in Frösche verwandeln?“ (Wie kam ich nur auf diese hirnverbrannte Idee? Ehrlich? Keine Ahnung!) „Sie werden dann ganz grün und bekommen ganz kalte und schleimige Beine und können dann nur noch hüpfen. Dann müssen ihre Eltern sie an den Teich bringen, weil sie sonst austrocknen und sterben. In Karls Teich sind ganz viele Frösche, Timmy, hast Du die gesehen?“ Mit größter Genugtuung registrierte ich, wie Timmys Gesicht leicht die Farbe wechselte. „Das sind alles Kinder, die zu viel gerülpst haben!“ (Leute, was sollte ich denn machen? Zulassen das ihn andere ausschimpfen?). Interessant, interessant und das bei Timmy der normalerweise recht abgebrüht und nicht so leicht ins Bockshorn zu jagen ist, aber das saß anscheinend.
Sein Rülpsprojekt war jedenfalls für 24 Stunden unterbrochen.
Nächster Tag: RÜLPS. RÜLPS. RÜLPS. Wir wissen ja jetzt: Das sieht wirklich nicht gut aus für den armen Timmy! Ich schaute ihn mir mal genauer an.
"Oh mein Gott, sind das da etwa Saugnäpfe an Deinen Händen? Zeig mal her!" rief ich und griff nach seiner Hand. Intensiv betrachtete ich seine Hände, unsere Köpfe stoßen fast aneinander, denn es hat logischerweise auch sein Interesse entfacht "Echt? Nee, oder Mama? Zeig mal!" Ich konnte Entwarnung geben.
"Nein, es sah zum Glück nur so aus, sie sind nur dreckig!" Prüfend schaute ich ihn dann von oben bis unten an und fasse mir theatralisch ans Herz."Ach Du meine Güte was ist das denn? Deine Beine sind ja auch schon ganz grün! Oh nein, vom Po bis ganz nach unten zu den Schuhen!" Timmys Augen weiten sich ein klein wenig mehr, registrierte dann aber mit Erleichterung: „Mama, du brauchst keine Angst haben - das Grüne ist doch nur meine Hose.“
Mann, da haben wir ja echt noch einmal Glück gehabt. Timmy seufzt erleichtert und beruhigt auf. HÄ! HÄ! HÄ! Wieder 24 Stunden gewonnen…
Nächster Tag: Timmy rülpst. Ich erwähne lediglich das kleine Wörtchen "Frosch". Anders als erwartet hatte Timmy plötzlich Tränen in den Augen und fragte: „Stimmt das echt?" Ich muss jetzt selbst fast weinen. Oh Mann. MIST. Der Junge hat mir geglaubt - das macht normalerweise keines meiner Kinder. Das ging ja jetzt wirklich voll in die Hose. Ich fürchtete ich müsste auf der Stelle das System massiv runterfahren (vielleicht sollte ich in Zukunft einfach nur wieder sinnlos herum motzen?). Welcher Teufel hatte mich da nur geritten? Und das beim SECHSTEN (!!!) Kind....ich hätte es wirklich besser wissen können - nein - MÜSSEN
„Sind die Frösche im Teich wirklich alles KINDER?“, fragt er mit von Tränen nassen Augen. Seufz. Was ist da nur in mich gefahren? Der Schuss ging ja echt wieder einmal nach hinten los. „Und wenn ich dann ein Frosch bin – was DANN? Was machen wir beide denn DANN, Mama?! Kann ich dann nicht mehr bei Dir sein, Mama?! In einem Glas oder so?! Muss ich dann echt in den Teich?! Kann ich dann NIE NIEEEE NIEEEEEEEEEEEEMALS WIEDER zurück?“ HEUL. "Wer kuschelt denn dann mit mir?! Oder pustet wenn ich mir wehgetan habe?!" HEUL "Ich will aber bei dir bleiben!" HEUL. WELT BRICHT ZUSAMMEN. HEUL
„Äh…also.... das ist bestimmt auch nur so eine Geschichte die Eltern so ihren Kindern erzählen, wie beim Spucken zum Lama werden und so. Ich glaube aber, das stimmt alles gar nicht und man sagt das einfach nur so. Ganz bestimmt nicht. Mary ist ja auch kein Lama geworden!“ HEUL. HEUL. HEUL. Was habe ich da nur getan? Ich dachte irgendwie, ich aktiviere einfach einmal ein wenig seine Fantasie … aber ich wusste doch nicht, dass er eine solch ausgeprägte Fantasie besitzt! Es wäre in dem Moment echt schön gewesen, wenn er ein klein wenig gerülpst hätte, gepaart mit seinem typischen "Ätsch - reingelegt, ich habe das gar nicht geglaubt!" HA. HA. "Ich wusste das du lügst" HA. HA.Meine Gedanken rasen, nicht nur meine Kinder sind mit einer sehrreichen Fantasie gesegnet sondern auch ICH! Schon geht auch die gleiche hyperaktiv mit mir durch.
Oh Gott, mein Kind wird später ein traumatisierter und verhaltensgestörter Erwachsener sein, der am Leben scheitern wird.....und es ist alles nur und zwar NUR meine Schuld. Eines Tages wird er wahrscheinlich wegen eines Bombenanschlages vor Gericht schuldig gesprochen. Ich kann schon die Schlagzeilen lesen, man wird mitfühlend über ihn schreiben
"Der Täter ist selbst einfach nur ein Opfer seines Elternhauses und besonders der grausamen Erziehung seiner Mutter. Hätte seine Mutter ihm damals, als er noch keine 4 Jahre jung war, nicht gesagt, das er zum Frosch würde, dann wäre es niemals zu 2089 Toten und 5786 Verletzten gekommen. Er hätte das Restaurant dann niemals mittels 1000 kg Plastiksprengstoff und Fernzünder hochgehen lassen. Er hat seiner Mutter damals geglaubt, dass rülpsende Kinder sich in Frösche verwandeln. Das Restaurant hatte Froschschenkel auf der Speisekarte stehen, er sah sich zum Handeln gezwungen, wie er selbst sagte, für den Fall das es weniger gute Eltern gegeben habe, die ihre Kinder anders als seine Mutter, nicht gewarnt hätten."
Seine Geschichte wird dann Gegenstand zahlreicher psychologischer, soziologischer und sozialwissenschaftlicher, ....usw...usf.... Doktorarbeiten mit Titeln wie "Wohin elterliche Grausamkeit führen kann" "Ursachen kindlicher Traumata" "Der Zusammenhang von elterliche Grausamkeit und Terroranschläge" und geben Anlass für zahlreiche Langzeitstudien.
SCHLUCK - PANIKMODUS AN - SCHREI - und das alles nur weil mein Kind wie Captain Jack Sparrow und die Mannschaft der Black Pearl gemeinsa gerülpst hat, wie wahrscheinlich noch Millionen anderer Kinder - gerade - just in diesem Moment. War es denn wirklich so schlimm?! Ach was - Bäuerchen hat er lediglich gemacht. Freut sich nicht jede Mutter eines Neugeborenen mit starken Blähungen nahezu ekstatisch wenn sie diesen Ton hört? Bedeutet es doch das diese Luft das Kind nicht endlos quälen wird und kein nie enden wollendes Schreien in der Nacht auslösen kann, bis die Luft dem Körper endlich entwichen ist. Gerülpst hatte er, wie es weltweit Kinder im Kindergartenalter taten und Milliarden Kinder vor ihnen bereits getan hatten? *GRÜBEL*
War es bei mir als Kind denn anderes gewesen? Hatte ich nicht damals auch meine Umwelt mit Rülpsattacken tyrannisiert? Hatten meine Freunde und ich im gleichen Alter und später im Alter von 10-12 nochmals unsere Umwelt terrorisiert....unseren Eltern und Lehrern wie auch alle anderen Erwachsenen die Haare zu Berge stehen lassen und sie zu nicht enden wollenden Vorhaltungen und lautstarken Schimpfkanonaden angeregt?! War damals nicht derjenige am coolsten gewesen, der am lautesten und längsten rülpsen konnte, zu dem alle aufsahen?! Warum sollte es da heute also anders sein? Wollte ich meinem Kind wirklich diese Anerkennung seiner Peergroup nehmen sondern ihn stattdessen verstören und zu einen traumatisierten und verhaltensgestörten Erwachsenen heranziehen, der sein ganzes Leben therapeutische Hilfe angewiesen sein würde?! Hatten nicht auch seine fünf älteren Geschwister selbiges getan mit Ausnahme eines Kindes?! Jungs wie Mädchen?! War sagte denn das es nicht ebenso wie die Matschphase eine "normale" Entwicklungsphase wäre?! Auch diese Phase gehörte wahrscheinlich zum Weg erwachsen zu werden dazu, warum sollten es sonst so viele Kinder tun - von Generation zu Generation seit Anbeginn der Zeit?! Gehörte das nicht auch zum Grenzen testen und ausloten der gesellschaftlichen Benimmregeln dazu?!
Ebenso wie noch vieles andere, was uns Erwachsene nicht gefallen muss, wir aber auch nicht immer verhindern können oder gar dürfen. Unsere Handhabe ist letztlich doch sehr begrenzt, außer darauf hinweisen dass es uns nicht gefällt und das es uns stört, bestimmen wo wir es auf gar keinen Fall dulden, erklären das es einfach nicht schön sondern ekelig für andere ist. Aber unsere Einflußnahme ist auch nur begrenzt möglich, denn wir sind nicht in der Lage sie permanent zu kontrollieren, neben ihnen zu stehen und sie davon abzuhalten. Die Erfahrung machen wie ihre Umwelt darauf reagiert und wie sie auf diese mit bestimmten Verhaltensweisen einwirken, müssen sie wohl oder übel selbst machen, diese können und dürfen wir ihnen nicht nehmen oder vorenthalten, zum Leben gehören die gemachten positiven wie auch die negativen Erfahrungen. Schließlich bilden auch negative Erfahrungen einen nicht unerheblichen Teil der jeweiligen Persönlichkeit. Wenn man niemals fällt - weiß man ja überhaupt nicht - wieso man vorsichtiger sein sollte. Erst durch den Schmerz wissen wir weshalb.
Was hatte ich da nur getan?
HEUL.HEUL.HEUL...."Ich kann ja noch nicht einmal schwimmen!" SCHNIEF. SCHNIEF. "Und ich weiß ja gar nicht wie ich mit meiner Zunge Mücken fangen soll!" HEUL.HEUL. "Ich werde verhungern und ertrinken!" SCHNIEF. SCHNIEF.
"Und werde ich sterben weil mich ein Storch auffrißt!" HEUL. HEUL. "MAAAAA-MAAAAA! Ich will kein Frosch werden! Ich will für immer dein Timmy bleiben und IMMER UND EWIG bei dir wohnen!" DRAMA - BABY - DRAMA
Meine Lieben, falls sich jetzt auch Eure Augen mit Tränchen füllen: Ihr wisst doch hoffentlich, wie die Geschichte weiterging?!
Nächster Tag: RÜLPS. RÜLPS.RÜLPS....RÜÜÜÜ-ÜLLLLLL-PPPPPPP-PSSSS. Nur vielleicht ein kleines bisschen leiser als zuvor. Für den Fall der Fälle wahrscheinlich, falls an der Froschgeschichte doch etwas dran wäre. Ungefähr zwei Wochen später war glücklicherweise diese Phase ausgestanden...... QUAAAAAAAK!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen