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Dienstag, 9. Juli 2013

Zum Geburtstag eine Backpfeife

Als ich noch sehr klein war, da wünschte ich mir nichts sehnlicher zum Geburtstag als eine "Backpfeife". Ich glaube ich war damals so um die 4-5 Jahre jung, auf jeden Fall ging ich noch nicht zur Schule.Ich hatte gehört das mein Freund, der liebe Jan, eine von seiner Mutter bekommen würde. "Du kriegst gleich eine Backpfeife" hatte sie zu ihm gesagt, als wir einmal dort waren. Ich fragte sie, ob ich auch eine bekommen könnte, aber sie wollte mir keine geben sondern erzählte mir, diese müsste meine Mutter mir geben.

 Ich fragte damals meiner Mutter, im Auto und auf dem Weg nach Hause: "Kann ich auch einmal eine Backpfeife bekommen?!" Sie verneinte, ich quengelte und nörgelte, aber sie ließ sich einfach nicht erweichen. Ich empfand das damals als sehr unfair und gemein, denn auch mein "Und wenn ich sie mir zum Geburtstag wünsche?!" bekam ein "Nein!". "Na gut, dann wünsche ich sie mir eben von Oma! SO! Das hast Du jetzt davon! HM!" sagte ich dann letztlich, allein schon um meine Mutter unter Druck zu setzen. Oma war zu der Zeit das einzige und beste Druckmittel was ich besaß. Ich hatte also beschlossen, sie mir von meiner Oma zu wünschen, ich war mir sicher, sie würde nicht so leicht "Nein!" sagen. Sie war und ist eben so, wie Omas eben so immer sind. Na gut, fast so wie Omas eben so sind. Rein optisch entsprach und entspricht sie nicht dem gängigen Ideal einer Oma das man so aus dem Fernseher kennt. Damals wie auch heute, hat sie keine schlohweißen Haare und ist eben keine pummelige Alte mit Nickelbrille. Ihre weiteren Fehler waren und sind: Sie saß und sitzt nicht den ganzen Tag auf dem Sofa herum und strickt, denn das mochte sie nicht. Sie backt nicht mit Sanella, sie mag nämlich nicht backen und besitzt darum, bis zum heutigen Tage, auch gar nicht erst einen Backofen, einfach weil sie ihn nicht braucht. Aber sie mag selbstgebackenes sehr gerne, damit konnte und kann man ihr immer eine Freude machen. Als sie mir diesen Wunsch aber auch sehr resolut ablehnte, wusste ich damals auch woran es bei ihr lag: am fehlenden Backofen und nicht weil sie so unfair und gemein war wie meine Mutter. "Kannst Du mir denn auch keine kaufen?!" und sie sagte auch hier wieder "Nein!" Ich ließ nicht locker und fragte "Und Opa?! Kann der mir auch keine kaufen?!" und sie verneinte erneut. Das bedeutete wohl, das Backpfeifen um ein sehr vieles teurer waren als ich vermutet hatte.  Ich muss an dieser Stelle anmerken, das ich zu jener Zeit immer sagte "Oma hat viel Platz und Opa hat viel Geld!" Meinen Onkel, damals zarte 14-15 Jahre alt fragte ich  nicht, denn der ging ja noch zur Schule und verdiente selbst noch kein Geld. Ihm erzählte ich es nur, er hat lauthals gelacht und gemeint "Du bist echt komisch, niemand wünscht sich eine Backpfeife, nur Du!" Mit komisch meinte er nicht komisch wie witzig, sondern komisch wie merkwürdig. Dieses war mir aber vollkommen egal, dann war ich eben merkwürdig und quittierte es mit einem "Ja und?!" und zog von dannen. Ihm habe ich es natürlich nie wieder erzählt, der lachte mich ja doch nur aus.

Ich kam darum am Ende zu dem Schluss: Jan hatte es wirklich sehr gut, er kriegte teure Backpfeifen von seiner Mutter. Ich wunderte mich damals schon sehr, das seine Mutter ihm teure Backpfeifen gab, obwohl sein Vater ja gar nicht arbeitete. Eine komische Sache war das damals schon für mich, mein Vater arbeitete aber meine Eltern konnten sich keine Backpfeifen leisten. Mein Opa arbeitete zu diesem Zeitpunkt auch noch immer und meinen Großeltern ging es finanziell zu jener Zeit sogar besser als meine Eltern, aber selbst diese konnten sich keine Backpfeifen leisten. Also beschloss ich, mir eine Backpfeife vom Weihnachtsmann zu wünschen. Aber leider brachte auch er mir keine.

So wünschte ich mir Jahr ein und Jahr aus jeweils zum Geburtstag und Weihnachten eine Backpfeife. Viele Leute denen ich von meinem Wunsch berichtete, schüttelten nahezu empört die Köpfe. Ich gelangte irgendwann zu der Überzeugung, das mein Wunsch recht kostspielig und damit wahrscheinlich vollkommen überzogen war. Einfach viel zu teuer und zuviel, als das jemand wie ich mir dieses überhaupt wünschen oder überhaupt daran denken durfte so etwas zu erhalten. Ich bekam dann irgendwann ein recht schlechtes Gewissen, das ich mir dieses überhaupt gewünscht hatte und alle Menschen um mich herum so arg damit in Bedrängnis gebracht zu haben. Ich beschloss darum dann auch, diesen Wunsch aufzugeben und mir stattdessen, wie wir Mädchen nun einmal sind, ein Pferd zu wünschen und mir später, wenn ich selbst einmal arbeiten ging, mir ganz viel Geld zu sparen, um mir selbst eine Backpfeife zu kaufen und mir diesen einen Traum zu erfüllen. Alternativ eine OhrFEIGE, denn als ich in der Schule in die 1. Klasse ging, hatte mir mein Klassenlehrer gesagt, eine Backpfeife sei dasselbe wie eine Ohrfeige. Auch er wirkte etwas irritiert, dass ich mir zu Weihnachten eine Backpfeife wünschte. Es war mir damals vollkommen egal, was andere dachten, mein Traum war es einmal eine richtige Backpfeife oder eben eine Ohrfeige, wenn es denn dasselbe sein sollte, zu bekommen.


Bis zum heutigen Tage und gut 31-32 Jahre später, nachdem Jan von seiner Mutter eine Backpfeife in Aussicht gestellt wurde, habe ich weder von meiner Mutter, Oma oder von irgendjemand anderem Menschen in meinem Leben eine Backpfeife oder Ohrfeige bekommen noch habe ich mir selbst eine gekauft oder kaufen können. Heute weiß ich nämlich: Eine Backpfeife oder Ohrfeige ist nämlich dasselbe, wie wir auf plattdeutsch sagen würden. : "Een an de Piepenkopp to bekomen!"

Ich bin auch sehr froh und glücklich darüber, ein wenig stolz sagen zu können:

"Ich bin in den 36 Jahren meines Lebens noch keinem einzigen Menschen eine Backpfeife wert gewesen!"


Ich wünsche mir zu meinem heutigen Geburtstag, das es so auch für die nächsten 48 Jahre meines Lebens auch so bleiben wird. Ich werde nämlich 84, das habe ich damals mit ca. 6 Jahren so beschlossen, nachdem ich gehört habe, das ein Mensch der verstorben war, seeeeeeehr alt geworden war und alle Leute dieses in einem ganz besonderen Ton sagten. Es musste 1983 in Ostfriesland und damit im letzten Eck Deutschlands (knapp 5 km von den Niederlanden entfernt) also etwas ganz Besonderes, eine ganz besonders große und herausragende Leistung gewesen sein, dieses Alter zu erreichen.  Also beschloss ich daraufhin kurzerhand, die gleiche und außergewöhnliche Leistung wie dieser Mensch zu vollbringen und mindestens ein genau "soooooooooo" ungewöhnlich hohes Alter zu erreichen. Dieses erzählte ich meiner Familie in jenem Moment auch "Ich werde später auch einmal so alt wie der!" und mein Opa sagte daraufhin. "Versprochen das Du so alt wirst?"  und von mir kam ein "Versprochen!" und er fragte nach "Echt ehrlich versprochen!" "JA echt ehrlich!" und mein Opa nahm mir das Versprechen mit dem Satz "Dann musst Du Dein Versprechen ab sofort aber auch halten und mindestens so alt werden! Das hast Du Opa jetzt versprochen!" ab. Ein Versprechen zu geben heißt ein Versprechen zu halten. Für mich ist ein Versprechen keine Sache die man leichtfertigt auf die Schulter nimmt und so dahin sagt, sondern immer bindend. Aber auch ohne dieses Versprechen habe ich nach wie vor die Absicht und den Willen:


Eines Tages"seeeeeeeeeehr" alt zu werden. 


Allen anderen, die heute am 9. Juli Geburtstag feiern dürfen und haben, aber auch zukünftig haben werden, wünsche ich das Gleiche und sage an dieser Stelle:

"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, was und wo auch immer ihr gerade sein mögt!" 








1 Kommentar:

  1. Liebe Kerstin !!

    Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag und Alles Gute,
    zum Glück ist dein grösster Wunsch ja nie in Erfüllung gegangen *lach* da kannste mal sehen... nicht jeder hat eine Backpfeife verdient,
    und Du ganz bestimmt nicht,un een an't Piepenkopp ok neet.
    Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag und lass dich recht gut feiern und beschenken.Viele liebe grüsse aus dem schönen Ostfriesland...

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