Auf unserem kleinem ostfriesischen Dorfe, wurde im Jahre 2010, die
Leiche eines Mannes erst nach ca. 6 Wochen entdeckt. Verhältnisse
die an eine anonyme Großstadt, statt an ostfriesisches Dorfidyll
anmuten. Das Fatale an der Sache, der Mann hatte seine Wohnung mitten
in einer Altenwohnanlage und diese befindet sich mitten im Ortskern
von Bunde. Herrschte Anfangs Entsetzen vor, so hat sich der Wind in
wenigen Tagen geändert und man gibt dem Toten die alleinige Schuld
daran, das man ihn sehr lange Zeit nicht entdeckte. Auch unser
Bürgermeister meint: "Er war früher mal in der Fremdenlegion
und wollte keinen Kontakt. So ist das dann eben!" Auch in der
Presse meinte er, wenn die Leute nicht wollen, dann wollen sie eben
nicht, da kann man dann eben nichts machen! Aha, so einfach ist das
also. Der Tote hat also Schuld, dass er einfach einmal so 6 Wochen
vor sich hingammelte *sorry* ohne das sein Verschwinden unbemerkt
blieb?! Ich denke nicht das wir es uns so einfach machen dürfen und
dem Verstorbenem die alleinige Schuld zu schieben können, denn nur
durch unser völliges ignorieren und absolutes wegsehen war es
möglich das er 6 Wochen tot in seiner Wohnung lag. Es handelt sich
hierbei nicht um Schuld oder Unschuld, sondern um kollektives
Versagen!!! Der ziemlich unmögliche "Pontius Pilatus Ich wasche
meine Hände in Unschuld" Leserbrief, einer sehr unreifen
Enkelin einer Bewohnerin dieser Wohnanlage, welcher in unserer
Rheiderland Zeitung (RZ) erschien, machte mich wütend und zugleich
traurig. Ich konnte nicht anders und antwortete meinerseits mit einem
Leserbrief der dann am 21.08.2010 in der RZ abgedruckt wurde. Dies
ist sein Wortlaut:
Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, dass der Verstorbene keinen Kontakt wünschte? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, dass er isoliert leben wollte? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, dass wir alles versucht haben? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, dass es vielleicht nicht einfach nur die falsche Art war mit der wir uns ihm näherten? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, das es in Ordnung ist nicht mehr auf seine Mitmenschen zu achten? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, das wir alle frei von Schuld sind? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, das wir nicht versagt haben in dem wir ihm einfach keine Beachtung mehr schenkten? Sagen wir uns dies alles nicht nur, um unser Gewissen zu beruhigen, weil wir eben nicht ein Auge auf unseren Nächsten hatten, wie wir es sollten?! Versuchen wir nicht uns selbst und unserer Gesellschaft die Absolution zu erteilen, in dem wir sagen: „Er wollte ja keinen Kontakt. Er war halt ein Einzelgänger!“?! Schieben wir mit diesen Aussagen nicht dem Verstorbenem die alleinige Schuld zu, das er 5 Wochen von uns unentdeckt blieb?! Sprechen wir uns so nicht einfach frei von jeglichen Anschuldigen, die andere (und insgeheim auch wir selbst) uns machen?!
Man kann sagen, selbst in einer starken Gemeinschaft kann so etwas passieren. Man kann sagen, wenn jemand nicht will, dann will er eben nicht. Man kann sagen, solche Dinge kann man eben nicht verhindern. Sicher, man kann, aber dennoch sollte man es nicht. Auch wenn jemand keinen Kontakt wünscht und etwas anders tickt als wir, heißt es noch lange nicht, das wir unserer moralischen Verpflichtung nicht mehr nachkommen müssen. Das wir kein Auge mehr auf ihn haben. Er mag uns davon entbunden haben, mit ihm zu plaudern, Tee zu trinken und von sonstigen Dingen, aber niemand hat uns von der Pflicht entbunden nicht trotzdem aufmerksam zu sein. Oder ist irgendjemand oder -etwas, sei es Engel, brennender Busch oder Schreiben, erschienen durch das uns klar und deutlich verkündet wurde: „Ihr seid per sofort von der Pflicht entlassen, auf andere Menschen, sei es Freund oder Feind, zu achten! Die Nächstenliebe und Fürsorgepflicht sowie eure (soziale) Verantwortung für andere, ist ab sofort abgeschafft und nicht mehr erwünscht!“? Nein, definitiv nicht und wir alle, so unangenehm es für jeden Einzelnen sein mag, müssen uns der Wahrheit stellen, das es sich hier um ein kollektives Versagen handelt.
Das einzige was wir vielleicht (aber nur vielleicht) zu unserer aller Entschuldigung vorbringen können ist: „So ist es eben in einer Leistungs- und Ellenbogengesellschaft, in der Sozialverhalten, Fürsorgepflicht und alle anderen (christlichen) Grundwerte nicht gefragt, sondern verpönte und geächtete Umgangsformen, die scheinbar nur jenen Menschen, die schwächlich, naiv und es im Leben nicht weit bringen, vorbehalten sind! In der jeder ausschließlich für sich selbst und nicht mehr für andere verantwortlich ist!“Wir haben aber dennoch eine Verantwortung und eine Pflicht unseren Mitmenschen gegenüber, ob sie unsere Hilfe wollen oder nicht, spielt in diesem Fall keinerlei Rolle und entbindet uns in keinster Weise von dieser. Darüber gibt es rein gar nichts zu diskutieren, wir können selbige nicht einfach annehmen und ablegen, weil es uns gerade gut zu Gesichte steht. Das kann nur ein einziger, aber ER wird es garantiert nicht machen. Dieser Illusion sollten wir uns also gar nicht erst weiter hingeben. Statt von Schuld und Unschuld zu sprechen, sollten wir lieber darüber nachdenken, was jeder einzelne von uns dazu beitragen kann, damit solche Dinge nicht nochmals geschehen oder gar zur Regel werden. Wir sollten dieses unschöne Ereignis als Weckruf ansehen und uns fragen, jeder für sich: „Will ich in solch einer Gesellschaft leben? Möchte ich irgendwann selbiges Schicksal teilen? Was kann ich tun?“ Alles andere ist hier absolut fehl am Platze und ändert an der misslichen Situation, in der sich unsere Gesellschaft derzeit befindet, rein gar nichts. Selbstverständlich sollte man die Dinge nicht schlechter reden als sie sind, aber sie schöner reden oder mit den Schultern zucken und sie somit einfach als gegeben hinnehmen, ist sicherlich keine Lösung. Es liegt in unser aller Hand die Dinge zu verändern und die Zukunft besser zu gestalten, dafür ist wahrlich keiner zu gering oder zu schwach.
Wir, jeder einzelne von uns, sind die Gesellschaft und demzufolge prägen auchwir sie und nicht, wie wir uns alle gerne einbilden, sie uns. Es wird zukünftig unumgänglich sein, das wir uns wieder auf unsere Grundwerte besinnen, wenn wir auch weiterhin wie Menschen leben und behandelt werden möchten.
Und genau das war 2010 meine Meinung, nicht der Tote, sondern in erster Linie haben wir als Gemeinschaft versagt. Es spielt keine Rolle ob jemand Kontakt will oder nicht, es entbindet uns nicht von unserer Pflicht, acht auf unsere Mitmenschen zu geben.
Ich bin auch heute und im Jahre 2012 noch immer dieser Meinung! Wir entscheiden selbst, Tag für Tag erneut, in welcher Welt wir leben wollen, es ist unser freie Wille das zu tun, was andere für richtig halten oder das zu tun, was unser Herz und unsere Seele für richtig halten. Jeder ist allein für sein handeln aber auch sein nichthandeln verantwortlich, Tag für Tag, Jahr für Jahr!
Wie immer gilt der Wahlspruch meiner Heimat und seine Antwort:
Eala frya fresena - Auf ihr freien Friesen!
Lever dood as slaav - Lieber tot als Sklave!
Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, dass der Verstorbene keinen Kontakt wünschte? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, dass er isoliert leben wollte? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, dass wir alles versucht haben? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, dass es vielleicht nicht einfach nur die falsche Art war mit der wir uns ihm näherten? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, das es in Ordnung ist nicht mehr auf seine Mitmenschen zu achten? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, das wir alle frei von Schuld sind? Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, das wir nicht versagt haben in dem wir ihm einfach keine Beachtung mehr schenkten? Sagen wir uns dies alles nicht nur, um unser Gewissen zu beruhigen, weil wir eben nicht ein Auge auf unseren Nächsten hatten, wie wir es sollten?! Versuchen wir nicht uns selbst und unserer Gesellschaft die Absolution zu erteilen, in dem wir sagen: „Er wollte ja keinen Kontakt. Er war halt ein Einzelgänger!“?! Schieben wir mit diesen Aussagen nicht dem Verstorbenem die alleinige Schuld zu, das er 5 Wochen von uns unentdeckt blieb?! Sprechen wir uns so nicht einfach frei von jeglichen Anschuldigen, die andere (und insgeheim auch wir selbst) uns machen?!
Man kann sagen, selbst in einer starken Gemeinschaft kann so etwas passieren. Man kann sagen, wenn jemand nicht will, dann will er eben nicht. Man kann sagen, solche Dinge kann man eben nicht verhindern. Sicher, man kann, aber dennoch sollte man es nicht. Auch wenn jemand keinen Kontakt wünscht und etwas anders tickt als wir, heißt es noch lange nicht, das wir unserer moralischen Verpflichtung nicht mehr nachkommen müssen. Das wir kein Auge mehr auf ihn haben. Er mag uns davon entbunden haben, mit ihm zu plaudern, Tee zu trinken und von sonstigen Dingen, aber niemand hat uns von der Pflicht entbunden nicht trotzdem aufmerksam zu sein. Oder ist irgendjemand oder -etwas, sei es Engel, brennender Busch oder Schreiben, erschienen durch das uns klar und deutlich verkündet wurde: „Ihr seid per sofort von der Pflicht entlassen, auf andere Menschen, sei es Freund oder Feind, zu achten! Die Nächstenliebe und Fürsorgepflicht sowie eure (soziale) Verantwortung für andere, ist ab sofort abgeschafft und nicht mehr erwünscht!“? Nein, definitiv nicht und wir alle, so unangenehm es für jeden Einzelnen sein mag, müssen uns der Wahrheit stellen, das es sich hier um ein kollektives Versagen handelt.
Das einzige was wir vielleicht (aber nur vielleicht) zu unserer aller Entschuldigung vorbringen können ist: „So ist es eben in einer Leistungs- und Ellenbogengesellschaft, in der Sozialverhalten, Fürsorgepflicht und alle anderen (christlichen) Grundwerte nicht gefragt, sondern verpönte und geächtete Umgangsformen, die scheinbar nur jenen Menschen, die schwächlich, naiv und es im Leben nicht weit bringen, vorbehalten sind! In der jeder ausschließlich für sich selbst und nicht mehr für andere verantwortlich ist!“Wir haben aber dennoch eine Verantwortung und eine Pflicht unseren Mitmenschen gegenüber, ob sie unsere Hilfe wollen oder nicht, spielt in diesem Fall keinerlei Rolle und entbindet uns in keinster Weise von dieser. Darüber gibt es rein gar nichts zu diskutieren, wir können selbige nicht einfach annehmen und ablegen, weil es uns gerade gut zu Gesichte steht. Das kann nur ein einziger, aber ER wird es garantiert nicht machen. Dieser Illusion sollten wir uns also gar nicht erst weiter hingeben. Statt von Schuld und Unschuld zu sprechen, sollten wir lieber darüber nachdenken, was jeder einzelne von uns dazu beitragen kann, damit solche Dinge nicht nochmals geschehen oder gar zur Regel werden. Wir sollten dieses unschöne Ereignis als Weckruf ansehen und uns fragen, jeder für sich: „Will ich in solch einer Gesellschaft leben? Möchte ich irgendwann selbiges Schicksal teilen? Was kann ich tun?“ Alles andere ist hier absolut fehl am Platze und ändert an der misslichen Situation, in der sich unsere Gesellschaft derzeit befindet, rein gar nichts. Selbstverständlich sollte man die Dinge nicht schlechter reden als sie sind, aber sie schöner reden oder mit den Schultern zucken und sie somit einfach als gegeben hinnehmen, ist sicherlich keine Lösung. Es liegt in unser aller Hand die Dinge zu verändern und die Zukunft besser zu gestalten, dafür ist wahrlich keiner zu gering oder zu schwach.
Wir, jeder einzelne von uns, sind die Gesellschaft und demzufolge prägen auchwir sie und nicht, wie wir uns alle gerne einbilden, sie uns. Es wird zukünftig unumgänglich sein, das wir uns wieder auf unsere Grundwerte besinnen, wenn wir auch weiterhin wie Menschen leben und behandelt werden möchten.
Und genau das war 2010 meine Meinung, nicht der Tote, sondern in erster Linie haben wir als Gemeinschaft versagt. Es spielt keine Rolle ob jemand Kontakt will oder nicht, es entbindet uns nicht von unserer Pflicht, acht auf unsere Mitmenschen zu geben.
Ich bin auch heute und im Jahre 2012 noch immer dieser Meinung! Wir entscheiden selbst, Tag für Tag erneut, in welcher Welt wir leben wollen, es ist unser freie Wille das zu tun, was andere für richtig halten oder das zu tun, was unser Herz und unsere Seele für richtig halten. Jeder ist allein für sein handeln aber auch sein nichthandeln verantwortlich, Tag für Tag, Jahr für Jahr!
Wie immer gilt der Wahlspruch meiner Heimat und seine Antwort:
Eala frya fresena - Auf ihr freien Friesen!
Lever dood as slaav - Lieber tot als Sklave!
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